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Den Frauen sei Dank!

Gepostet von André Perrenoud am


Rosé-Weine waren hierzulande vor 30 Jahren kaum relevant. Heute sind sie aus der Weinwelt nicht mehr wegzudenken. Dass dem so ist, hat erstaunlich wenig mit den Weinen selbst zu tun.

 Es ist eine Männerwelt. Oder besser gesagt: Es war eine Männerwelt. Die Welt der ­kleinen und vor allem grossen Weine. Die Welt der Winzer und Weinhändler. Eine Männerwelt, bis die Wein­farbe Rosé kam.

Die Emanzipation des Rosé-Weins

Es waren die Frauen, die in den 10er-Jahren den Rosé-Boom beflügelten. Und es waren nicht die erfolgreichen Unternehmer- und «Entrepreneursfrauen», die es seit dieser Zeit endlich zuhauf gibt – sondern die Ehefrauen, die an der Seite ihrer meist erfolgreicher Männer im Restaurant als Apéritif Rosé bestellten. Zahlreiche ältere Sommeliers sprechen noch heute von diesem unglaublichen Boom, der wie aus dem Nichts kam und dem keine Marketing-Initiative vorausging. Der Rosé-Boom brauchte und braucht keine Werbung!

Der Rosé-Boom ist ein Kind seiner Zeit. Und diese Zeit, auch wenn das vielen Männern immer noch nicht gefällt, ist die Zeit der Frauen und vor allem der Feminisierung der Gesellschaft.

Rosé, das ist unsere Farbe!

Bouiboui-Rosé – Von der Mode in die Moderne...

Für die Frauen war das Ordern eines Rosé’s der erste gelebte Widerstand gegen das Konsumverhalten ihrer Männer, die alle Art von Roséweinen verachteten – und diese Verachtung gibt es bei Männern dieser Generation, deren Trinkverhalten wiederum von anderen Männern geprägt wurde, bis heute.

 In diesen Zeiten des Umbruchs bestellten noch die Männer den Wein am Restaurant-Tisch. Und brachten Männer die Weine nach Hause, die sie dann in ihren Männer-Weinkellern bunkerten. Die Frauen aber trafen sich am frühen Abend zu Rosé-oder Schampus-Apéros, die ihren Frauenrunden versicherten: Rosé, das ist unsere Farbe. Rosé, das ist das Signal unserer Emanzipation von den Trinkvorlieben und Gewohnheiten der Männer mit ihren fetten, schwer alkoholischen Rotweinen, mit Cognac und der Zigarre hinterher.

Rosé, ist Neu, Frisch, Divers

Rosé ist Licht in einem vom Männergeschmack beherrschten dunkelroten Weinleben; Rosé-Weine sind nicht mehr alleine Ausdruck von Widerstand, sondern Inbrunst des «Freude-vor-Gelaber-Trinkens», das sich jetzt breit durchsetzt und das es vor allem den Think­tank-Rotweinen »edler Herkunft« derzeit so schwer macht.

 Dass dann auch noch die an Zahl nicht zu unterschätzende LGBTQ- Community vor einigen Jahren den Rosé für ihre Partys und ihr Privatleben entdeckte, verhalf dieser Weinfarbe zusätzlich zum Erfolg. Weil sie neu ist, frisch ist, divers ist. Und weil sie den Weg von der Mode in die Moderne antrat.

 Das wohl erfreulichste an dieser Entwicklung ist, dass männliche Kellermeister, Winzer und Weinhändler ihre Lektion gelernt haben, dass sie auch erfahren haben, dass das andere Geschlecht sehr genuine, also unverfälschte, nicht von Männern geprägte Wünsche hat. Und dass diese Wünsche ein Geschäftsfeld sind, das sie fast schon sträflich vernachlässigten.

 Rosé-Weine sind weiter Boten der Emanzipation. Aber im Heute ist diese Emanzipation nicht die Emanzipation der Frauen alleine, sondern die Emanzipation aller von einem Weltbild des Weintrinkens, das ausschliesslich alte Männer als Männerkultur definierten. ­Fenster auf, frische Luft, hinaus mit dem Muff.

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