Die sozialen Netzwerke sind gerade voll von giftgrünen Bildern – und überall wurde der »brat summer« ausgerufen. Gerade ist nämlich so ziemlich alles brat, allen voran der »Brat Summer« mit den »Brat Girls«, sogar Bouiboui ist jetzt »brat«. Was ist da los?
Wem das Wort noch nicht geläufig ist – hier seine Entstehung: Brat ist der Titel des neuen Albums der britischen Sängerin Charli XCX, und sie selbst lieferte dazu folgende Definition mit: Das Konzept repräsentiere eine Person, die vielleicht eine »Packung Kippen plus Bic Feuerzeug bei sich hat und ein weisses Trägertop ohne BH trägt«. Ein Brat Girl sei also ein bisschen »messy«, stehe manchmal kurz vorm Nervenzusammenbruch, feiere trotzdem, sage mitunter bescheuerte Dinge. Insgesamt sei sie aber vor allem sie selbst, ehrlich, geraderaus. »Brat halt.« Das klingt rotzig, und vor allem ging das dazugehörige Gefühl viral. Plötzlich wurden Moodboards mit Dingen, die »brat« sind, erstellt (Zigaretten, zerknitterte Tops, Boots), Weine für den Brat Summer empfohlen und Brat-Partys ausgerufen. Vor allem wurde alles in Giftgrün getaucht, von Nägeln über Lidschatten bis Donuts und Kekse. Memes und Fotos bekamen massenhaft grüne Hintergründe. Farben sind im hypervolatilen Internetzeitalter ja eine grosse Sache, weil sie als Signal besonders schnell funktionieren. Letzten Sommer war alles Barbie-Pink, jetzt ist alles Brat-Green. Die Konzepte könnten allerdings nicht verschiedener sein.
Brat ist nämlich als eine Art Gegenbewegung zur sogenannten »Clean Girl«-Ästhetik zu verstehen, die auf Tiktok ebenfalls sehr populär ist. Gestriegelte Frauen und Mädchen, die sich bewusst ernähren, nicht trinken, viel Pilates machen und deshalb immer so unverschämt frisch aussehen, dass einen schon beim Zugucken der eigene übersäuerte pH-Wert umhaut. Die Saubermädchen leben bestimmt irre gesund, aber so richtig Spass macht es halt nicht mit ihnen, weil einem jedes dreckige Lachen im Hals stecken bleibt. Also versammelt Bouiboui sich lieber um Frauen die keine astreinen Vorbilder und nicht immer tiptop durchgepflegt sind, weswegen man sofort mit ihnen um die Häuser ziehen möchte.
Die nicht perfekte, etwas kaputte, aber durchaus hedonistische Attitüde trifft offensichtlich nicht nur bei der Gen Z einen Nerv, der das ganze »Diese Generation ist so und so und lebt dies und das« – Gerede eh gehörig auf die Nerven zu gehen scheint. Sie sind nämlich genauso entschlossen und widersprüchlich, unsicher und »bad-ass« beziehungsweise jetzt eben »brat-ass« wie die Generationen vor ihnen...
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